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Es interessiert keine alte Sau...

Gilching (November 2004) – Freie Wähler – freie Liebe. Getreu diesem Motto votierte die Fraktion der Freien Wähler in der Bauausschusssitzung in Gilching pro Swingerclub. Doch Bürgermeister Thomas Reich und seine drei Mitstreiter hatten die Rechnung ohne die sittsame CSU und SPD gemacht. „Das ist keine Einrichtung für Gilching“, monierte Manfred Herz. Vielmehr befürchtet der CSU-Gemeinderat, dass durch einen Swingerclub, „Leute mit bestimmten Niveau“ angezogen werden. „Ein kriminelles Umfeld ist nicht ausgeschlossen“, befürchtet Herz. Im Übrigen widerspräche schon die Außengestaltung so einer Einrichtung dem seriösen Bild eines Gewerbegebiets. Wie berichtet, wurde Antrag auf Nutzungsänderung für ein leer stehendes Wohngebäude im alten Gewerbegebiet gestellt. „Dort stehen jetzt schon Gebäude leer. Im Umfeld eines Swingerclubs wird es aber noch schwerer werden, seriöse Betriebe als Mieter zu gewinnen“, sagte Herz. Unterstützung bekam er von Dieter Moehring: „Der Ruf hängt zwar vom Betreiber der Einrichtung ab. Doch ein Swingerclub hebt mit Sicherheit nicht das Image unseres Gewerbegebiets.“ Harald Schwab (CSU) erinnerte an einen Vorfall im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck. Dort wollte ebenfalls ein Swingerclub eröffnen. Wurde jedoch kurz vor der Einweihung von Unbekannten völlig zerstört. „Wir handeln uns damit nur zusätzliche Probleme ein“, warnte Schwab.
„Jetzt wird’s Zeit zur Gegenrede“, mischte sich Hans Ostermair (FW) in die Diskussion. „Ich werde meine Zustimmung dazu geben, da sich Gilching ja als moderne und aufgeschlossene Gemeinde sehen will.“ Moralische Bedenken hege er nicht, so Ostermair. Ganz im Gegenteil. „Es sollte jeder tun und lassen können, was er will. Gilching hat jetzt endlich einmal die Gelegenheit, sich aktiv zu zeigen.“ Aufklärungsarbeit leistete Stefan Sigl (FW). „Ein Swingerclub ist doch kein Puff. Es kommen Paare und es stört keine alte Sau, was die da so treiben.“ Im Übrigen verwies er auf das fortgeschrittene Alter der Kritiker. „Es liegt wahrscheinlich an meiner Jugend, dass ich nichts dagegen habe.“Bürgermeister Thomas Reich mahnte, dass rein baurechtlich nichts gegen diese Einrichtung spricht. „Es handelt sich um eine Vergnügungsstätte und die ist im Bebauungsplan für das alte Gewerbegebiet zugelassen.“ Bleibe also nur, sollten sich moralische und ethische Gründe gegen den Swingerclub durchsetzen, den Bebauungsplan zu ändern. Was mit 4:5 Stimmen dann auch beschlossen wurde. Polly Polster

Illustration: Horst Wendlandt