SchichtWerk

Alte Pläne und viele Zitate

Geschichte(n) rund ums Wersonhaus

Das Werson-Haus...

Anno 1913 gebaut

Gilching (16. Dezember 2017) - Der Countdown läuft. Bereits für den morgigen Sonntag, 17. Dezember, wird im neuen Museum im Wersonhaus in Gilching der tausendste Besucher erwartet. Zu sehen ist derzeit eine faszinierende Ausstellung über die Entstehung des historischen Gebäudes an der Bruckerstraße. Titel: „Geschichte(n) rund ums Wersonhaus.“
In der aktuellen Ausstellung geht es mal nicht nur um Jules Werson, ein vielseitiger Künstler und Gönner der Gemeinde Gilching. Vielmehr laden Museumschefin Annette Reindel und Stellvertreter Manfred Gehrke vom Verein Zeitreise zu einem spannenden Rückblick auf die so genannte „gute alte Zeit“ ein. „Das schöne Landhaus an der Bruckerstraße steht für das Altdorf“, erzählt Reindel. „Es steht aber auch für den Beginn des Bevölkerungswachstums. Dieser wurde mit der Eröffnung der Bahnstrecke Pasing-Herrsching 1903 eingeläutet. Die Dörfer Argelsried und Gilching haben sich dadurch auch in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung massiv verändert.“ Ein gutes Beispiel für einen „zugezogenen Berufspendler“ sei Jules Werson gewesen. Doch bevor er 1923 in die alte Villa eingezogen ist, wurde sie als Arztpraxis genutzt. Dr. Robert Weidner ist es auch zu verdanken, dass es im Archiv noch Fotos vom Baugrund an der Bruckerstraße, jedoch ohne Villa gibt. Eigentümer des Areals, Planer und Bauherr der Villa war Eduard Forner, der im Mai 1913 bei der Gemeinde den Bauplan einreichte. „Bereits im August lag die Baugenehmigung vor“, betonte Gehrke. Die „Villa Forner“ ging 1923 in den Besitz von Jules Werson über, der sie in „Haus 2 Birken“ umtaufte. Er war nach dem ersten Weltkrieg mit seiner Mäzenin Marie Lindermann vor den bürgerkriegsähnlichen Unruhen in München geflüchtet und aufs Land gezogen. Das Paar begann sofort, ein Atelier an die Villa anzubauen und den Garten aufwändig zu gestalten. „Hier zeigte sich seine Liebe zur Natur“, schwärmt Reindel. Er habe nicht nur einen Rosengarten sondern auch einen Badeteich angelegt, der damals anrüchigen Spekulationen Nahrung bot. Zwar war das Grundstück gut eingehaust, doch Schulkinder fanden immer wieder Lücken, von wo aus sie Frauen in Badeanzügen beobachten konnten. „Das war damals nicht üblich. Es gibt auch einige Fotos dieser Badeszenen hier in der Ausstellung“, sagt Reindel. Werson wiederum nutzte seine Werkstatt nicht nur als „Tusculum“ für kreatives Schaffen, sondern lud auch gerne zu so genannten freizügigen Künstlerfesten ein. Aufschlussreich sind auch viele seiner hinterlassenen und gut gehüteten Zitate. Unter anderem stellte Werson 1955 fest: „Hier bekommen wir auch gerade Straßen, aber die Alten waren mir lieber. Hier in Gilching ist die neue Straße wie eine Rennstrecke, wo die Halbwüchsigen ihre Auspuffe funktionieren und ausstinken lassen.“ Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 28. Februar. Seit Eröffnung des Museums „SchichtWerk“ im März schauten inklusive Schulkinder 988 Besucher vorbei. „Am Sonntag erwarten wir den 1000sten Besucher“, freut sich Reindel. Er bekommt einen historischen Kalender für 2018 geschenkt. Geöffnet ist von 14 bis 17 Uhr. Letztmalig in diesem Jahr wird das Museum am kommenden Dienstag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Näheres unter www.schichtwerk-gilching.de. Uli Singer

 

MUSEMSFEST April 2017

Begeisterung bei Jung und Alt

Gilching – Im neuen „SchichtWerk“ im Werson-Haus an der Bruckerstraße standen am Samstag beim ersten Museumsfest die Römer und Bajuwaren im Fokus. Nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Jugendliche und Kinder beteiligten sich aktiv an Gilchings Geschichte, da Ausstellungsstück nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Anfassen sind.

„Wir haben in der Schule Latein und da kann man sich in der Ausstellung vieles abschauen. Die Ereignisse sind sehr gut dargestellt“, sagte die 14-Jährige Gymnasiastin Raffaele. Ihre gleichaltrige Freundin Rene fand es außerdem hilfreich, dass historische Fundstücke angefasst werden können und dass sich die Initiatoren des Museums geduldig den Fragen stellten. „Wir werden künftig noch sehr oft kommen“, versprachen beide.

Thema des ersten Museumsfestes seit Eröffnung vor gut einem Monat waren die Römer und Bajuwaren, wie sie gelebt und gearbeitet haben und mit welch‘ einfachen Mitteln sie unter anderem Werkzeuge und auch Straßen anfertigten beziehungsweis bauten. Manfred Gehrke vom Verein erklärte den Besuchern anhand eines Modells den Aufbau der Römerstraße. „Es war wie auch heute. Bevor gebaut wurde, waren die Landvermesser, meist Angehörige der römischen Pioniertruppen, gefordert.“ Zum Vermessen reichte eine einfache Konstruktion eines Lots, das Gehrke anhand von Relikten nachgebaut hatte.  „Der Unterbau und der Straßenbelag bestanden im Gilchinger Raum aus ortstypischen Kiesschotter, der aus unmittelbar parallel zur Straße nagelegten Materialgruben gewonnen wurde“, betonte er. Bereits damals wurde daran gedacht, die Straße frei von Pfützen zu halten. Dazu wurde durch eine Wölbung zur Straßenmitte hin versucht, das Regenwasser in zwei beiderseits der Straße ausgehobene Gräben abzuleiten. „Diese und die Materialgruben sind heute noch im Gelände nachzuweisen, auch wenn die Straßenschüttungen selbst längst erodiert sind“, betonte Gehrke. Für findige Schatzsucher wiederum stand eine nachgebaute römische Schatzkiste mit kompliziertem Schließwerk zur Verfügung. Gelang das Öffnung, gab es eine Belohnung. Im Außenbereich demonstrierten zudem bajuwarische Darsteller historische Kleidung, Schilder, Schwerter und die Kunst des Perlenmachens. Reissenden Absatz fanden außerdem die Kekse, die Vorstandsvorsitzende Annette Reindel anhand aufgefundener römischer Rezepte nachgebacken hatte. „Sie schmecken sehr gut, nur der Zucker fehlt halt“, meinte ein Feinschmecker.

Die Ausstellung „SchichtWerk“ ist jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr (außer Ferien und Feiertagen) und an jedem zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Für Einzel- und Gruppen-Führungen können Termine vereinbart werden. Möglich sind auch Kindergeburtstage mit Programm. Weitere Informationen im Internet auf www.schichtwerk-gilching.de. Uli Singer