August Wurm

August Wurm starb 91-Jährig

Gilching -Geboren wurde der „Gustl“, wie er liebevoll von den Gilchingern genannt wurde, am 11. November 1925 in Gilching. Es waren 13 Kinder, elf Schwestern und zwei Buben, die ohne Vater aufwuchsen. Am 3. August 2017 starb er im Kreise seiner Familie. Das Gilchinger Urgestein wurde 91 Jahre alt.
Generationen von Kindergarten- und Schulkindern waren in den vergangenen Jahrzehnten in seiner Sonderbaumschule zu Besuch. 40 Jahre lang hat August Wurm aus dem Waldgrundstück am Steinberg ein kleines Paradies geschaffen, das auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Für seine Verdienste erhielt er von der Gemeinde Gilching Verdienstmedaille. In der Baumschule hat Wurm seine Leidenschaften vereinen können. Hier hatte er Kuriositäten, die die Natur geschaffen hat, ausgestellt, samstags lud er zum „Literarischen Café“ ein und hier hatte er auch für die kleinen Besucher, die häufig zu Gast waren, eine weit schwingende Baumschaukel installiert. Es gab aber auch die Waldbühne, auf der Theaterstücke, Konzerte und Literaturabende veranstaltet wurden. Oft trat August Wurm sogar selbst auf, denn er hatte ein immenses Repertoire an Gedichten, die er – egal wie lang – fehlerlos aufsagte. Immens war auch das botanische Wissen des Gärtners dessen besondere Leidenschaft die Rosenveredelung war. Besucher bewunderten die unzähligen kleinen sorgfältig beschrifteten Vasen mit den unterschiedlichsten Kräutern und Heilpflanzen, die er in seiner Baumschule als Anschauungsobjekt aufgereiht hatte und jahrelang am Jexhof zu Maria Himmelfahrt für die Kräuterweihe ausgestellt hat.

August Wurm stammte aus einer Gilchinger Gärtnerfamilie und hat selbst eine Gärtnerlehre in Starnberg gemacht. Sein Vater verstarb früh, so dass die Mutter die 13 Kinder alleine aufziehen musste. Der zweite Weltkrieg bedeutete eine Zäsur in seinem Leben. Der junge Mann wurde an die Front beordert und kam in russische Kriegsgefangenschaft, aus die er sich schließlich unter schwierigsten Umständen rettete. In dieser schweren Zeit begleiteten und trugen ihn die vielzähligen Gedichte, die er schon als junger Mann auswendig konnte und gerne rezitierte, sowie die Gedichte die er selber schrieb. Diese schrecklichen Erlebnisse sollten das Leben des tief gläubigen Menschen prägen. Der junge Gärtner entfloh einige Jahre der Enge des Dorfs Gilching. Er arbeitete als Gärtner in Finnland, England, Frankfurt und Hamburg. Dort besuchte er sogar die Schauspielschule. Zurück in der Heimat lernte er 1960 seine Frau Brigitte bei einer Dichterlesung kennen. Die beiden ließen sich in Gilching nieder und bekamen zwei Töchter. Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit im Botanischen Garten hatte aufgeben müssen, arbeitete August Wurm die letzten zwölf Jahre seines Berufslebens als Bibliothekar in der Klosterbibliothek St. Anna. Der Austausch mit Gelehrten und Wissenschaftlern waren für den Feingeist eine unglaubliche Bereicherung. Im Ruhestand verbrachte August Wurm seine Zeit in seiner Baumschule. Auf seinen Streifzügen durch den Ort ließ er sich stets auf ein Schwätzchen nieder. „Gut, dass ich Sie treffe…“, mit diesem Satz hielt er stets vorübergehende Spaziergänger auf, um ihnen ohne Punkt und Komma alles aus der Welt der Pflanzen und Heilkräuter zu erzählen. August Wurm wusste stets, welches Kraut gegen Herzprobleme, Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Bluthoch- und Blutniederdruck, Hitzewallungen und Darmverstopfung gewachsen war. „Falls Sie Kreislaufprobleme haben, das Beste ist, Sie nehmen Digitals purpurea.“
60 Fotoalben voller Bilder und Texte zeugen von den vielfältigen Veranstaltungen und Treffen inmitten der Natur.