Erich Fichtner

Erich Fichtner ist tot.

Er starb im Alter von 79 Jahren.

Gilching (18. November 2017) – Wenn Erich Fichtner durch den Ort radelte, ging fast niemand an ihm vorüber, ohne den Hut zu ziehen oder ihm freundlich zuzuwinken. Er war bekannt und auch beliebt. Am 18. November starb der passionierte Sänger im Alter von 79 Jahren.
Erich Fichtner gehörte zu den selten gewordenen Einheimischen, die in Gilching geboren wurden, sich in der Heimat engagierten und der auch noch wusste, wie es früher einmal war. Und er ließ sich gerne auf einen Ratsch ein, traf man ihn rein zufällig im Cafe Reis beim täglichen Weißbier. „I bin a Hausgeburt, muast wiss’n“, erzählte er. Das Licht der Welt erblickte Erich Fichtner am 26. März 1938. Aber nicht im Elternhaus, sondern in den Praxisräumen der „Müllerin“, eine Hebamme, die an der Römerstraße praktizierte. In einem niedrigen Haus, das mittlerweile der Abrissbirne zum Opfer gefallen ist. Zwei oder drei Betten hat sie gehabt, wusste Fichtner, wo sich die Frauen zum Geburtstermin einfanden und dort ihre Kinder zur Welt brachten.  
Wie schon die Eltern wohnte auch Fichtner seit seiner Geburt in der so genannten Dornier-Siedlung. Als Maschinenbauer war er viele Jahre lang bei der Firma Schwarzpunkt beschäftigt und als eingefleischter SPD-ler auch als Betriebsrat engagiert. Im Gemeinderat saß er von 1966 bis 1970. Seine ganze Liebe aber gehörte neben der Familie der Sangeskunst. Seit 1955 war er Mitglied des Männergesangvereins (MGV), für den er 20 Jahre lang als Nikolaus bei der traditionellen Weihnachtsfeier den Mitgliedern die Leviten las, die Kinder aber reichlich beschenkte. Der Deutsche Sängerbund verlieh ihm 2005 für 50 Jahre Treue die Goldene Nadel. Fichtners Motto war: „Jeder der sprechen kann, kann auch singen.“ Im MGV sang er die zweite Bassstimme. Er gehörte außerdem dem Singkreis Gilching, dem Sänger- und Musikantenverein Bischofswiesen sowie weiteren acht Vereinen an. „Er fehlt uns“, sagte gestern sein langjähriger Gesangskollege Otto Wildmoser. „Der Erich war, so lange er gesund war, bei allen Veranstaltungen und Proben mit dabei und half, wo er nur helfen konnte.“ Das Requiem fand am Freitag unter Anteilnahme vieler Sangesfreunde und Weggefährten statt. Die Urnenbeisetzung auf dem Friedhof in Argelsried ist im engsten Familienkreis geplant. Uli Singer