Arabisch-bayerische Beziehung

Abbas und seine große Tochter...

Inning – Nein, einfach war es keineswegs. Sowohl der Papa wie auch die Tochter hatten vor ihrer ersten Begegnung Lampenfieber. Vor 13 Jahren geboren traf Dinah aus Inning erstmals auf ihren leiblichen Vater, der in Palästina lebt.

Es lag mehr an Dinahs Mutter als an Abbas Qassem Bani Ode, dass es über viele Jahre keine Kontakte gab. Der heute 39-Jährige Palästinenser war vor Dinahs Geburt nach München gekommen, wo er in einer Pizzeria arbeitete und Dinahs Mutter kennen und lieben lernte. Er lud die Münchnerin auch in seine Heimatstadt Nablus ein, um sie seinen Eltern vorzustellen. Doch irgendetwas scheint schiefgelaufen. Zum einen klappte es nicht in der Partnerschaft. Außerdem kam Dinah schon als Zweijährige zu ihrer Pflegemama nach Inning. „Sie war noch ganz klein und so süß“, erinnert sich Vera Pein. Wie auch ihre anderen rund 25 Pflegekinder aus aller Herren Länder, die sie bisher in Obhut hatte, habe sich auch Dinah super entwickelt. „Es war nur immer die Frage nach dem leiblichen Vater. Für mich ist es selbstverständlich zu versuchen, dort wo es möglich ist, den Kindern auch den Kontakt zu ihren leiblichen Eltern herzustellen.“ Da zudem auch Dinahs Mutter den Kontakt befürwortete, konnte Abbas Dank Internet seit gut einem Jahr regelmäßigen seine Tochter kontaktieren. Ein schwieriges Unterfangen, spricht Abbas doch ausschließlich arabisch mit ein paar Brocken Deutsch, die er vor 14 Jahren in München lernte. Irgendwie hat die Kommunikation geklappt. Vor vier Wochen nämlich setzte er sich auf Einladung von Freunden, was Voraussetzung für einen Besuch ist, ins Flugzeug mit Ziel München.  „Wir haben erst kurzfristig erfahren, dass er kommt und dass er sich auch auf dem zuständigen Standesamt als Vater eintragen lassen will. Dass hatte er alles schon über einen Rechtsanwalt abgeklärt“, erzählt Pein. Für Abbas ging ein jahrelanger Wunsch in Erfüllung. „Ich wollte immer die Vaterschaft anerkennen und auch Kontakt zu meiner großen Tochter haben. Jetzt bin ich sehr stolz auf sie und dankbar den Menschen, die bisher für sie gesorgt haben“, betonte er. Auch wenn die ersten Kontakte noch zaghaft waren, Abbas, mittlerweile wieder zurück in Palästina, will jetzt erst einmal Deutsch lernen und dann so schnell als möglich wieder nach München kommen. „Vielleicht will Dinah auch mal zu uns nach Nablus kommen, um ihre fünf Geschwister kennen zu lernen“ hofft Abbas. Der passionierte Familienvater betreibt in seiner Heimatstadt einen so genannten Hofladen, in dem er Käse, Oliven und Öl feil bietet. Und was sagt Dinah zu der Idee, in Palästina ihre väterlichen Wurzeln und ihre große Verwandtschaft kennenzulernen? „Ich lerne jetzt erst einmal arabisch, aber nach Palästina will ich nicht. Außer, es fliegt jemand mit, den ich gut kenne und dem ich auch vertraue.“ Polly Polster