Vera Pein

Eine bunt gemixte Gesellschaft, darunter viele ehemalige und aktuelle Pflegekinder, gratulierten Vera Pein (vordere Reihe 5. von links) zu ihrem runden Geburtstag

Pflegemama Vera Pein feiert 60sten

Inning/Schlagenhofen – Irgendwann trifft es jeden. Doch nimmt man’s mit Humor, ist es leichter zu verkraften. Schwarzen Humor bewies Vera Pein, vielfache Pflegemama aus Inning. Sie lud am Wochenende anlässlich ihres 60sten Geburtstags unter dem Motto „tragen wir gemeinsam die 5 zu Grabe“ ein.

Seit nunmehr 24 Jahren finden bei Vera Pein Kinder aus oft schwierigen Familienverhältnissen ein fürsorgliches Zuhause. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Herkunft.  „Ein deutsches Kind, ein afrikanisches Kind, ein türkisches Kind und ein Indianerkind drücken beim Spielen ihre Hände in Lehm. Nun geh’ und sag’, welche Hand von wem ist?!“, ist Peins Leitsatz.  Insgesamt waren es 59 Kinder, die unter der Obhut der nunmehr 60-Jährigen wenige Wochen aber auch über viele Jahre betreut wurden. „Ich hätte mir so gerne zu meinem Geburtstag noch ein 60igstes Kind gewünscht. Leider hat es nicht geklappt“, sagt Pein. Je mehr Kinder um ihren Frühstückstisch wuseln, desto glücklicher scheint sie. Derzeit sind es drei Mädels zwischen neun und 12 Jahren und der 24-Jährige Marco, die ihre Führsorge genießen. „Sie ist der warmherzigste Mensch, den ich kenne. Als ich ganz unten war, hat sie mich aufgenommen und hilft mir nun, das Leben zu meistern“, betont Marco. Auch Laura, die zum Geburtstag extra aus Graz angereist war, kommt immer wieder gerne zurück: „Bei Vera konnte ich das erste Mal erleben, dass das Leben Spaß macht und schön ist. Bei ihr ist es wie auf einer Insel. Ein Ort von Sicherheit, Zuversicht, Halt und Lebensfreue. Wie ein echtes Zuhause, nur viel besser.“ Nicht nur ihre Pflegekinder, auch ihr Freundeskreis schätzt das Engagement von Vera Pein, die von der Regierung von Oberbayern mit dem Integrationspreis ausgezeichnet wurde. „Ich kenne sie schon von Kindesbeinen an. Sie ist ein paar Jahre älter und als Jugendliche habe ich sie schon als heißen Feger bewundert. Für ihre Kinder macht sie alles. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, ihnen in jeder Lebenslage zu helfen und zur Seite zu stehen“, sagt Andrea Querchfeld aus Pöcking. Ein Freund aus Kindertagen ist auch Andreas Wünnenberg aus München: „Ich half vor über 20 Jahren mit, ihre erste Kinderinsel in Drößling mit einzurichten. Dort tröstete ich ein kleines, weinendes Mädchen, das nicht einschlafen konnte. Heute auf der Geburtstagsfeier habe ich das kleine Mädchen wieder getroffen. Inzwischen ist sie gut einen halben Kopf größer als ich.“ Rund 50 Gäste aus ganz Europa waren zum Fest ins Schlagenhofener „SportStudio“ gekommen. Für die größte Überraschung jedoch sorgte ihr einstiger Pflegesohn Dieu (24), der als Vierjähriger Asylbewerber aus dem Kongo ins Haus Pein kam und vor kurzem erst auszog, um in Holland zu studieren. „Er hat allen gesagt, dass er zum Geburtstag nicht kommen kann. Und dann stand er plötzlich vor mir. Da konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.“ Uli Singer