Freizeitheim Geisenbrunn

Gilching – Wenn das Freizeitheim Geisenbrunn in Kürze unter neuer Leitung eröffnet wird, blickt das Haus auf eine 40 Jahre alte und auch ungewöhnliche Geschichte zurück. Gebaut wurde es nämlich nur, um die Nachbargemeinde Gilching zu ärgern.

Es war zu einer Zeit, als im Zuge der Gebietsreform die selbstständige Gemeinde Argelsried mit dem Ortsteil Geisenbrunn in Gilching eingemeindet werden sollte. Ein Umstand, der keine Gegenliebe fand. Der Beschluss des Gemeinderats Argelsried im Juni 1973 lautete: „Der Zusammenschluss wird einstimmig abgelehnt.“ Als Begründung wurde angegeben: „Die Gemeinde Argelsried weist für die kommenden Jahre ein enormes Wachstum auf, so dass in kurzer Zeit eine Größe erreicht wird, die Selbstständigkeit garantiert. Durch den Zusammenschluss erwachsen der Gemeinde nur Nachteile, von Vorteilen kann keine Rede sein.“ Unter anderem wurde angeführt, dass Argelsried im Gegensatz zu Gilching schuldenfrei sei, einen niedrigen Wasserpreis habe und zudem die niedrigsten Steuerhebesätze, was man von Gilching nicht behaupten könne. „Die Gemeindebürger sind unter keinen Umständen bereit, freiwillig einen Zusammenschluss herbei zu führen.“

Auf einer Bürgerversammlung im September 1975 demonstrierte die Versammlung Einigkeit und unterstützte das Ratsgremium in seinem Vorhaben, sich bis zuletzt gegen die Zusammenlegung zur Wehr zu setzen. Fazit: „Gutes Nebeneinander ist besser als schlechtes Miteinander.“ Der Zusammenschluss konnte nicht verhindert werden, doch die Gemeinde Argelsried setzte nun alles daran, kein Geld in die Zwangsehe mit einzubringen. Streitbares Oberhaupt war seinerzeit Argelsrieds Bürgermeister Johann Dobmeier (1948 bis 1978). „Er war ein fanatischer Argelsrieder, der sich immer in Abwehrstellung gegen den großen Nachbarn Gilching befand“, stellte Orts-Chronist Hans Lampl fest. Während seiner 30-Jährige Amtszeit initiierte Dobmeier die Vergrößerung der Volksschule an der Münchner Straße. Außerdem wurden ein neues Rathaus sowie 22 gemeindeeigene Wohnungen gebaut. Nun setzte Dobmeier mit Hilfe der Bürger alles daran, rechtzeitig vor der Eingemeindung auch noch ein eigenes Vereinsheim zu bekommen. Das 3000 Quadratmeter große Grundstück an der Tonwerkstraße überließ Franz Seebauer der Gemeinde Argelsried kostenlos. „In einer unglaublichen Gemeinschaftsarbeit aller Vereinsmitglieder und sonstiger Geisenbrunner wurde der Bau und Ausbau durch viel Eigenleistung kostengünstig und auch schnell realisiert“, heißt es in der Geisenbrunner Orts-Chronik. Das benötigte Bauholz wurde außerdem im gemeindeeigenen Wald gefällt. 1976 stand der Rohbau; bereits 1977 fand das 18. Sau- und Hubertusschießen in der neuen Schießanlage im Freizeitheim statt. Offizielle Eröffnung fand allerdings erst im März 1978 unter Leitung der Wirtsfamilie Zlunka statt. Nach dem Tod von Wirt Helmut Zlunka im November 2015 beschloss die Familie, nach fast vier Jahrzehnten die Gaststätte nicht mehr weiter zu führen. Danach war sie über viele Monate unter anderem wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Wieder eröffnet wird sie am Sonntag, 7. Mai, 10 Uhr, durch den neuen Wirt Harald Schwarz. Uli Singer

Quelle: Aufzeichnungen der Chronisten Rudolf Schicht und Hans Lampl/Ortschronik Geisenbrunn