Ehepaar Weissmann

Gilching – Als Katharina und Peter Weissmann den Bund fürs Leben schlossen, sang und tanzte sich Marika Röck in die Herzen ihrer Fans. Außerdem erreichte der Zweite Weltkrieg unwiderruflich seine Endphase. Dies liegt 75 Jahre zurück. Am Freitag feierte das Gilchinger Ehepaar Kronjuwelen-Hochzeit.

Katharina war 14 und Peter 16 als der Blitz einschlug. „Sie hat mir von Anfang an gut gefallen“, erzählt Peter Weissmann. Auch Katharina war einem Flirt nicht abgeneigt. Von nun an ging man gemeinsam Spazieren und auch mal Tanzen, mehr aber war nicht drin. „Wir waren immer sehr brav, da hat es nichts gegeben. Das war auch gar nicht möglich, denn die Mama war sehr streng und sie war immer mit dabei“, erinnert sich Peter. Zuhause war das Paar im jugoslawischen Feketisch. Als so genannte Donauschwaben wuchsen sie dreisprachig auf, jugoslawisch, ungarisch und als Muttersprache Deutsch. Geheiratet wurde standesamtlich am 27. Januar 1942, vier Jahre nach dem Kennenlernen. Die kirchliche Trauung folgte am 15. Februar. Das Glück dauerte nur wenige Monate. Noch im gleichen Jahr kam Katharina Weissmann in ein russisches Gefangenenlager, Peter Weissmann fiel Titos Partisanen in die Arme und landete in einem Lager in Belgrad. „Es kann sich kein Mensch vorstellen, was wir da an Gewalt und Demütigungen erdulden mussten.“ Erlebnisse, die den 95-Jährigen nie mehr losgelassen haben. Wenn er erzählt, muss er Pausen einlegen, zu sehr gehen ihm die Schreckensszenarien auch heute noch nah. Irgendwie gelang es ihm, 1947 zu flüchten, die 50-Jährige Mama Kristina aus einem anderen Gefangenenlager in Jugoslawien rauszuholen und sich zu Fuß über Ungarn und Salzburg auf den Weg nach Gilching zu machen. „Wir haben erfahren, wie weiß ich gar nicht mehr, dass mein Vater in Gilching ist und wollten zu ihm.“ In Berchtesgaden sollten sie noch einmal gestoppt werden. „Wir waren zwar Deutsche, hatten aber keine Papiere, weshalb uns die Behörden wieder zurück über die Grenze schicken wollten.“ Letztendlich aber standen sie am Bahnhof in Berchtesgaden und hofften, einen Zug nach München zu bekommen. „Unser Problem war nur, wir hatten kein Geld für die Fahrkarten. Da ist eine alte Frau auf uns zugekommen, hat erkannt, was uns fehlt und hat für uns die Fahrkarten gekauft.“ Ähnliches Problem gab es in München. „70 Pfennige kostete das Billett nach Gilching-Argelsried. Wir fanden auch hier jemanden, der uns das Geld lieh.“ Nachts kamen Peter Weissmann mit Mama Kristina am Bahnhof in Gilching an. „Wir wussten nur, dass der Vater bei Thosti arbeitete und im Wohncontainer der Firma untergebracht war. Deshalb gingen wir auf den Eisenbahnschienen in Richtung Flughafen, in der Hoffnung, dass dort das Thosti-Lager war. Da kam uns auf den Gleisen ein Mann entgegen, den wir nach dem Weg fragen wollten. Es war mein Vater.“ Katharina Weissmann erfuhr über das Rote Kreuz, wo Ehemann Peter nach der Flucht gelandet war. Sie kam 1949 nach Gilching. Peter bekam als Maurer ebenfalls Arbeit bei Thosti, die sich auf Straßen- und Kanalbau-Arbeiten spezialisiert hatten, nahm an Forbildungen bei und war zuletzt als Capo für rund 60 Mitarbeiter zuständig. Die Gemeinde aber stellte der Familie in der heutigen Sternstraße ein Grundstück für 25 Pfennige pro Quadratmeter zur Verfügung. „Unser Haus habe ich selbst gebaut und später auch angebaut, damit alle Platz hatten“, erzählt Peter Weissmann. Gefreut hat sich das Ehepaar, als anlässlich der Kronjuwelen-Hochzeit Landrat Karl Roth mit einem Landkreis-Fotobuch im Gepäck und Vizebürgermeister Martin Fink mit einem Geschenkkorb zu Besuch kamen. „Der Besuch hat bei dem Ehepaar mich stark beeindruckt“, betonte Roth. „Sie erzählen so lebendig aus ihrem Leben, über gute und auch schlechte Zeiten. Bei Beiden aber spürt man aber auch eine gegenseitige Herzenswärme und Zuneigung und die Bereitschaft, füreinander da zu sein.“ Uli Singer