Katharina Blaschi

Feierten den 90sten gemeinsam ...

Freunden und Familie: Katharina Blaschi und Schwester Anni aus Amerika

Gilching – Da steht doch die Kathi in der Küche und brät 16 Schnitzel. Dazu gibt es fünf verschiedene Beilagen. Nix besonderes? In diesem Falle schon. Die gebürtige Gilchingerin feierte ihren 90sten Geburtstag und kochte das Mittagessen für die Familie und ihren Besuch aus Amerika.

Für Katharina Blaschi ist die Rolle hinterm Küchenherd nichts, was sie nicht perfekt beherrschen würde. Gehörte sie doch über Jahrzehnte neben ihrer bereits 2001 verstorbenen Schwester Emmi Brand zum festen Inventar des Oberen Wirts im Altdorf von Gilching. „Mi hams gruafe, bois mi braucht ham und überoi dort eigsetzt, wo i häifa hob kenna“, erzählt die 90Jährige. Egal, ob im Service, in der Küche, als Telefonistin oder als Putzfrau. Kathi war sich für nichts zu schade. Erst seit der Wiedereröffnung des Oberen Wirts im Jahr 2007, er war von Grund auf saniert worden, genießt Kathi ihren Ruhestand. Da war sie bereits 78 Jahre alt. Vergessen ist s’Kathl nicht, wie sie von Stammgästen immer noch liebevoll genannt wird. „Egal auch, was wir gebraucht haben, sie hat immer geholfen“, erzählt einer der langjährigen Freunde. Und da wundert es auch nicht, dass zur Geburtstagsfeier am 19. Dezember, die standesgemäß im Oberen Wirt stattfand, 62 Freunde und Verwandte kamen. Unter anderem auch die 88Jährige Schwester Anni, die vor 50 Jahren zwecks der Liebe nach Amerika ausgewandert war, und deren Familie. Apropos Amerika. Obwohl Kathi nie aus Gilching hinausgekommen ist, hatte sie in Übersee einen guten Ruf als Köchin. Und das kam so. Über viele Jahre, wenn Anni zu Besuch kam, musste Kathi eine Palette Semmelknödeln vorbereiten, sie einfrieren und dann der Schwester in einer Gefriertasche mit auf dem Heimflug geben. Anni wäre wegen dieser Fracht fasst hinter Gittern gelandet. Bei der Ankunft in Amerika nämlich hielten die Zöllner laut Anni die gefrorenen Knödeln für Kanonenkugeln und drohten mit Festnahme. Wie genau sich Anni sich aus der prekären Situation befreite, bleibt auch heute noch ein Rätsel. Stammtischler jedoch vermuteten, sie habe sich von den Zöllnern einen Topf heißes Wassers geben lassen und die Knödel als bayrische Spezialität serviert. Auch Kathi weiß nicht genau, was den Ausschlag gab, dass die Schwester ungeschoren davonkam. Nur so viel gibt sie preis: „Ich weiß nur, dass sie heute ihre Semmelknödeln selber macht und die anscheinend genauso gut ankommen, wie über Jahre meine Knödeln.“ Langweilig wird es der Jubilarin nie. Wohnt sie doch mit Sohn Emanuel in einem Vier-Generationenhaus, wo es noch allerhand zu tun gibt. Außerdem ist sie viel unterwegs, um dort auszuhelfen, wo sie gebraucht wird. Uli Singer